
“Das Gehirn lernt nie aus” – Sicher kennen Sie diesen Spruch. Und tatsächlich ist unser Gehirn grundsätzlich fähig, sich neu zu vernetzen (Neuroplastizität). Wenn bestimmte Hirnareale durch eine Erkrankung oder Verletzung geschädigt sind, können intakte Bereiche deren Funktion übernehmen.
Dies macht sich die Bobath-Therapie zunutze. Hierbei handelt es sich um eine Therapieform für Menschen mit neurologischen Erkrankungen und daraus folgenden Einschränkungen. Sie soll die Beweglichkeit, Koordination und Sicherheit der Patienten im Alltag verbessern.
Dies geschieht durch gezieltes Training und immer wiederkehrende Bewegungsübungen. Sie helfen dem Nervensystem, neue Verknüpfungen zu schaffen und Bewegungsmuster neu zu erlernen.
Individuelle Therapie für nachhaltige Fortschritte
Jeder Patient bringt seine eigenen Herausforderungen mit – deshalb folgt die Bobath-Therapie keinem starren Schema. Stattdessen passen wir sie individuell an die persönlichen Fähigkeiten und Grenzen an.
Während der Therapiesitzungen achten wir darauf, dass Bewegungen aktiv und alltagsnah trainiert werden. Unsere Patienten üben Bewegungsabläufe, die sie in ihrem täglichen Leben benötigen – wie zum Beispiel das sichere Aufstehen. Dabei arbeitet die Therapie nicht nur mit reinen Muskelübungen, sondern integriert das gesamte Nervensystem. Gezielte Reize, bewusste Bewegungssteuerung und Wiederholungen zeigen dem Gehirn neue Wege auf, um motorische Funktionen zu verbessern. So können Patienten trotz geschädigter Nervenbahnen oft alternative Wege finden, um Bewegungen auszuführen.
Für wen ist die Bobath-Therapie geeignet?
Die Bobath-Therapie richtet sich an Menschen mit motorischen Einschränkungen infolge einer neurologischen Erkrankung oder einer Verletzung des zentralen Nervensystems. Je nach Erkrankung bringt sie unterschiedliche Vorteile mit sich:
- Schlaganfall-Patienten profitieren von der gezielten Schulung der beeinträchtigten Körperseite, wodurch Koordination und Muskelkontrolle verbessert werden.
- Menschen mit Multipler Sklerose (MS) können durch die Übungen ihre Muskelspannung regulieren und ihre schnell erschöpfbaren Energiereserven besser einsetzen (Fatigue-Management).
- Bei Morbus Parkinson unterstützt die Therapie dabei, das Gleichgewicht zu stabilisieren, Bewegungen flüssiger auszuführen und Muskelstarre- bzw. Zitter-Episoden zu reduzieren.
- Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata können grundlegende Bewegungsmuster neu erlernen und so ihre Selbstständigkeit zurückgewinnen.
- Kinder mit infantiler Zerebralparese profitieren von spielerischen Anreizen, die ihre Koordination und Mobilität fördern.
- Bei Querschnittlähmungen und Rückenmarksverletzungen wird die verbliebene motorische Fähigkeit gezielt gestärkt, um den Alltag zu erleichtern.
- Menschen mit Ataxien oder anderen Bewegungsstörungen lernen durch die Therapie, ihre Körperkontrolle zu verbessern und stabilere Bewegungsabläufe zu entwickeln.
Patienten mit fortschreitenden neurologischen Erkrankungen wie ALS können durch gezielte Maßnahmen ihre Mobilität möglichst lange erhalten und lernen, sich an veränderte motorische Fähigkeiten anzupassen.
Neben den krankheitsbezogenen Vorteilen gibt es allgemeine Vorteile, die fast alle Patienten erleben:
Wiedererlernen ehemals beherrschter Bewegungen und Fähigkeiten
Zunahme der Selbstständigkeit und Verbesserung der Lebensqualität
Steigerung des Wohlbefindens durch verbesserte Mobilität
Bessere Körperwahrnehmung und Stabilisierung des Muskeltonus
Reduzierung von Schmerzen
Verbesserte Haltung, Körpersymmetrie und Gleichgewicht
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Bobath-Therapie nicht die Ursachen neurologischer Erkrankungen beheben kann. Sie setzt ausschließlich darauf, neue Bewegungsmuster zu erlernen, um die Selbstständigkeit im Alltag zurückzugewinnen. Das Konzept unterstützt den Körper dabei, kompensierende Strategien zu entwickeln und verlorene Funktionen bestmöglich auszugleichen.
Wie läuft eine Bobath-Therapie ab?
Am Anfang steht eine ausführliche Analyse: Wir beobachten genau, wie sich der Patient bewegt, welche Muskelgruppen aktiviert werden und wo es zu Blockaden oder Unsicherheiten kommt. Basierend auf diesen Beobachtungen erstellen wir ein individuell abgestimmtes Therapieprogramm. Statt isolierte Bewegungen zu trainieren, arbeiten wir immer in funktionalen Abläufen – also mit Bewegungen, die im täglichen Leben eine Rolle spielen. So kann beispielsweise das Halten eines Bechers oder das Gehen über unebene Böden gezielt geübt werden.
Die Therapie passen wir regelmäßig an die Fortschritte des Patienten an. Manche benötigen eine längerfristige Begleitung, während andere bereits nach wenigen Wochen oder Monaten deutliche Verbesserungen spüren. Wichtig ist die aktive Mitarbeit des Patienten – denn je konsequenter die erlernten Bewegungsmuster in den Alltag integriert werden, desto nachhaltiger sind die Erfolge.
Wenn Sie oder ein Angehöriger von einer neurologischen Erkrankung betroffen sind, helfen wir Ihnen gerne weiter. Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung – wir begleiten Sie auf Ihrem Weg zu mehr Beweglichkeit und Selbstständigkeit!